Klimaschutz

Klimaschutz im Bauwesen

Das Bauwesen hat einen erheblichen Einfluss auf die Klimakrise (Klimawandel) und gilt als Schlüsselbranche für den Klimaschutz. Wahrscheinlich ist er größer als wir war haben wollen. Jede Baumaßnahme insbesondere ein Neubau stellt einen erheblichen ökologischen Fußabdruck dar. Zement und Ziegel werden unter hohem Energieaufwand gebrannt, Kunststoffe insbesondere viele Dämmstoffe werden aus fossilen Rohstoffen hergestellt und manchmal über weite Strecken transportiert. Egal ob aus Holz, Ziegel oder Kunststoff, in einem bestehenden Gebäude sind erhebliche Mengen aus Energie und damit CO2 gebunden. Deshalb ist aus klimatischen Gründen die Sanierung bzw. Ertüchtigung eines bestehenden Gebäudes für weitere Nutzung grundsätzlich dem Abbruch und Neubau vorzuziehen.

Insofern ist ein etwaiger energetischer  Mehrverbrauch eines ggf. denkmalgeschützten Gebäudes  durchaus zu akzeptieren und kann z.B. durch Innendämmung reduziert werden. Dieser sollte jedoch effizient und aus erneuerbarer Energie gespeist werden. Haustechnik basierend auf fossilen Energieträgern, egal ob Kohle, Erdöl oder Erdgas sind aus sachverständiger Sicht weder der neueste Stand der Technik noch ökonomisch zukunftsträchtig.

Mit zunehmenden Anteil der erneuerbaren Energien an unserem Strommix und der hohen Effizienz aktueller Wärmepumpen, mit einem Faktor von 1 zu 3-4 im Verhältnis Strom zu Wärme, sind diese gegenüber mit Erdgas betriebenen Wärmeerzeugern schon heute im Betrieb wirtschaftlich darstellbar. Bei zukünftiger CO2-Bepreisung und gleichzeitiger Förderung sind auch die höheren Investitionskosten für eine Erdwärmepumpe zu vertreten.

Eine nachträgliche Wärmedämmung sollte aus nachhaltigen Baustoffen mit möglichst geringem ökologischem Fußabdruck erfolgen. Sollte dennoch ein Neubau notwendig werden, so empfehlen wir bei der Planung für einen nachhaltigen Klimaschutz den Leitfaden für nachhaltiges Bauen und bei der Ausführung schadenfreies Bauen. Wir haben alle Technologien welche für ein CO2-neutrales Bauwesen notwendig sind. Wir müssen sie nur nutzen.

Klimabedingte Gebäudeschäden

In den letzten Jahren wurden aus vermeintlich unergründlichen Ursachen vermehrt Rissschäden an Gebäuden insbesondere in Hanglagen an uns herangetragen. Vielfach wurden benachbarte Baumaßnahmen als vermeintliche Schadensursache ausgemacht. Tatsächlich stehen durch langanhaltende Trockenheit bzw. Dürre nicht nur unsere Wälder unter Trockenstress sondern auch unser Baugrund verändert sich. So sinkt der Grundwasserspiegel oder trocknen wasserführende Schichten in Hanglagen aus und lässt damit wasserempfindlichen bzw. quellfähigen Baugrund auch in tieferen Schichten schrumpfen.

Der Dürremonitor Deutschland (UFZ) weist besonders betroffene Regionen aus. Die Folge sind Rissschäden insbesondere an älteren Gebäuden. In manchen Dörfern rund um Erfurt könnte jedes zehnte Gebäude betroffen sein.

Bei 12.691 Gebäuden in dörflicher Siedlungsstruktur in Erfurt und bei einem mittlerer Schadenssumme von 5.000,- EUR je Objekt entspricht dies einem klimabedingten Gebäudeschaden von 6.345.000,- EUR in Erfurt in den letzten beiden Jahren.

Bei geschätzt 518.000 Wohngebäuden in Thüringen wovon ca. 75% Ein- und Zweifamilienwohnhäuser und davon 82% vor 1990 errichtet wurden, können 31.857 Gebäude betroffen sein und somit ein klimabedingter Gesamtschaden in Thüringen von grob geschätzt 160.000.000,- EUR entstanden sein.

Das Ausmaß der Schäden ist ungewöhnlich groß, vergleichbar mit Bergschäden und erst in den letzten Jahren (seit 2018) vermehrt zu beobachten.

Leider sind solche Schäden selten bzw. nur mit erheblichen Aufwand durch technische Maßnahmen dauerhaft zu beseitigen, sodass bei fortschreitendem Klimawandel mit steigenden Schäden zu rechnen ist. Dies führt neben den Kosten für die Schadenbeseitigung auch zu merkantilen Minderwerten. Auf die betroffenen Haus- bzw. Grundstücksbesitzer können erhebliche Kosten aus der Klimakrise zukommen. Bei modern gegründete Gebäude sind uns bisher kaum klimabedingte Gebäudeschäden bekannt.

Wasserschäden an Gebäuden und baulichen Anlagen können teilweise auf den Klimawandel zurückzuführen sein. Insbesondere Schäden durch Starkregen mussten wir vermehrt in Berlin bearbeiten.

Schäden durch den Wiederanstieg des Grundwassers in Berlin und Brandenburg, bzw. Leipzig und Sachsen durch geringere Grundwasserentnahme z.B. wegen Gewässerschutz oder zurückgehendem Berg- bzw. Tagebau, stehen in keinem direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel.

Jeder kann seinen Beitrag zum Klimaschutz oder Dekarbonisierung leisten

Zuerst sind wir im Alltag möglichst energiebewusst. Sicher können wir noch besser werden und wir versichern, wir arbeiten daran.

Konkret sind wir als Bausachverständige an wesentlichen Entscheidungen im Bauwesen beteiligt und befördern mit einem schadensfreien Bauen eine möglichst hohe Lebensdauer von Bauteilen und Gebäuden und damit möglichst hohe Energieeffizienz bei der Sanierung und Neubau sowie Nutzung von Gebäuden.

In der WTA Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege arbeiten wir an den allgemein anerkannten Regeln für nachhaltiges Bauen und Denkmalpflege. Vor Einführung neuer Produkte, Baustoffe und Technologien achten wir auf Nachhaltigkeit und Fragen des Klimaschutzes.

Zu lokale Ortsterminen erscheinen wir gern per pedes, Rad oder ÖPNV. Notwendige Dienstreisen werden bevorzugt mit Bahn und soweit notwendig per effizientem KFZ mit voll-elektrische Antrieben, gespeist aus erneuerbarem Öko-Strom durchgeführt. Auf innerdeutsche Flüge verzichten wir.

Über alles (Mobilität, Wärme, Büro, Ausstattung, etc.) emittieren wir derzeit trotz aller Sparbemühungen ca. 0,1 tCO2 je durchschnittlichen Gutachtenauftrag (ermittelt über den CO2 Rechner des Umweltbundesamtes), welchen wir seit 2019 durch Spenden in Höhe von 2,50 je Gutachten für anerkannte Klimaschutzprojekte kompensieren. Damit neutralisieren wir unseren CO2 Fußabdruck weitgehend, leisten einen zusätzlichen Beitrag zum Klimaschutz für derzeit nicht vermeidbare CO2-Emissionen im Bauwesen.

Damit arbeiten wir für Sie seit 2019 klimaneutral.

Und privat verzichten wir auf die üblichen Dienstwagenprivilegien für den Weg zur Arbeit und sind per pedes, Rad oder ÖPNV unterwegs.

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Bei Fragen steht Ihnen ein GSB Bausachverständiger gern im Verbund mit den GSB Experten zur Verfügung.

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Warum ist die deutsche Wirtschaft so anfällig für versunkene Kosten?

Die sogenannte sunk cost fallacy ist zunächst einfach beschrieben. Ein Entscheidungsträger bringt ein Projekt auf die Beine ohne sämtliche Informationen einzubeziehen, zwei Jahre später steht das Projekt vor dem Aus, doch anstatt die richtige Entscheidung zu treffen wird auf die bereits verwendeten Mittel verwiesen und das Ganze mit erheblichen Kosten vollendet.

Wenn auch natürlich kein rein deutsches Problem, so lässt sich die Anzahl deutscher Großprojekte mit Verdacht auf versunkene Kosten sehen: Von Stuttgart 21 bis zur Elbphilharmonie, kommt die Frage auf welches deutsche Großprojekt nicht betroffen ist. Zudem ist es nicht allein Problem der Bau-Branche: Der Widerstand, mit dem die deutsche Autobranche auf die Elektromobilität reagiert, ist weniger kühl-logischen Managerentscheidungen als irrationaler Emotionalität zuzuordnen, die sich auch durch versunkene Kosten erklären lassen.

Mentalität

Es stellt sich also die Frage warum genau Deutschland sich so schwer damit tut von einem inferioren Entwicklungspfad wie veralteter Technologie oder Kostenmonstern im Bau abzuweichen und auf den superioren Pfad zu springen. Das es auch anders geht, zeigen etwa die Amerikaner, wo kürzlich eine Pläne für eine Schnellfahrstrecke in Kalifornien erheblich eingeschränkt wurden.
Natürlich sind die bereits versenkten Milliarden kein Grund die amerikanische Politik zu belobigen, allerdings zeigen sich hier grundlegende Mentalitätsunterschiede, die dafür sorgen, dass ein größenwahnsinniges Großprojekt abgeblasen wird und ein kalifornischer Autohersteller Autos baut, die “sexier sind als alles was die deutschen Hersteller zu bieten haben”. Zum Prinzip des “Trial and Error” gehört dass man den “Error” als solchen erkennt und so aus ihm lernen kann. Das Deutschland sich diesem offensichtlich sehr erfolgbringendem Prinzip so vehement verschließt könnte auch in dem zunehmenden Konservatismus einer alternden Nation begründet sein.

Eherne Elite

Das Problem mit deutschen Pfadentscheidungen ist unzweifelhaft auch bei den Entscheidungsträgern zu suchen. Hier zeichnet die Soziologie ein düsteres Bild: Deutschlands Wirtschaft zeichnet sich vor allem für eine exklusive soziale Rekrutierung aus, in der mehr nach informellen Eigenschaften denn nach Qualifizierung selektiert wird. Man mag sich über britische, französische und amerikanische Eliteuniversitäten pikieren solange man will, allerdings sorgen sie für erheblich mehr soziale Mobilität in die hohen Echelons der Chefetagen der großen Unternehmen, im Zweifelsfall dadurch, das Alumni selbst welche gründen. Man merkt an der Rigorosität mit der die jüngsten Zulassungsbetrügereien in Amerika verfolgt werden, welche Stellenwert sie in der amerikanische Anreizkultur einnehmen.
Hier wird ein großes Hindernis für erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklungsprozesse deutlich: Wenn jemand in seiner Führungsposition nicht aufgrund seines Könnens sondern seiner Eltern, seines Habitus oder oder seines Kleidungsstil ist, macht das eine kompetente Entscheidung unwahrscheinlich. Nicht nur das, es zeugt von einer hohen Empfindlichkeit gegenüber der Wahrnehmung durch andere, die in vielen Situationen hilfreich sein mag, aber wenn es gilt schwierige Entscheidungen zu treffen die eine dicke Haut abverlangen, nur hinderlich ist. Man mag “souverän und staatsmännisch” wirken wenn man in den verlangten Klientelen aufwächst, dass man die richtige, schwierige Entscheidung trifft heißt das noch lange nicht.
Wie löst man nun das Problem der versunkenen Kosten und bringt Deutschland mikro- und makroökonomisch auf den optimalen Entwicklungspfad? Weiterbildungsseminare werden das Problem vermutlich nicht lösen. Entscheidend sind Mechanismen der Mentalität und Elitenrekrutierung die tief gehen und die man nicht von heute auf morgen umstrukturieren kann. Allerdings ist der Versuch entscheidend, selbst wenn er nicht erfolgreich ist, wenn Deutschland seine europäische Führungsrolle und internationale Position behalten will.

Leo A. Hennig
18.03.2019